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Vereine in Asch

Deutscher Turnverein Asch von 1849

Ein Besuch von Turnern aus Adorf im Vogtland im Juli 1848 war der Anstoß zur Gründung eines Turnvereins in Asch. Die Adorfer Turner wurden auf dem Hainberg von einem Teil der Ascher Schuljugend empfangen und in die Stadt geleitet. Schulrektor Zeidler, der die Schüler anführte, gebührt das Verdienst, das Turnen in Asch in Schwung gebracht zu haben. Er sorgte sofort für die Schaffung eines Turnplatzes. Die Stadt stellte dazu ein geeignetes Grundstück unterhalb des Schießhauses zur Verfügung, auf dem man auch sogleich Turngeräte aufstellte. Ein Jahr später gründete Rektor Zeidler zusammen mit einem Kreis interessierter junger Männer am 12. August 1849 den Turnverein Asch. Der erste Turnlehrer, Franz Thoma aus Falkenstein, trat bereits im November desselben Jahres sein Amt an.

Im Jahre 1862 konnte durch Erstellung von Statuten der Verein die offizielle Anerkennung, d.h. die "landesfürstliche Genehmigung", erhalten. Im Juli 1863 erhielt der Verein eine eigene Vereinsfahne und nahm in gleichen Jahr am Deutschen Turnfest in Leipzig teil. Bis zum Jahr 1865 nahm der Verein auch die Aufgaben der Feuerwehr wahr. Zwei Jahre später schaffte es der Verein, dass Turnen in den Lehrplan der Ascher Schule aufgenommen wurde. Nachdem dafür aber keine Räume zur Verfügung standen, entschloss man sich, eine eigene Turnhalle zu bauen, die dann auch am 17. Oktober 1869 eingeweiht werden konnte. An gleicher Stelle wurde in den Jahren 1912/1913 die heute noch stehende Turnhalle geschaffen.
Der Verein hatte vom Anfang seines Bestehens nur hauptamtliche Turnlehrer angestellt. Es waren meist Männer aus Sachsen, zwei kamen aus Berlin und einer aus Württemberg.
Der erste sudetendeutsche Turnlehrer war Friedrich Wilhelm Lips aus Arnau. Er wirkte ab 1894 in Asch.

Im Rahmen des 60-jährigen Bestehens des Vereins wurde am Hainberg das Jahndenkmal enthüllt. Waren es bis 1900 nur Männer, die im Verein turnten, so gründete man nun eine Frauen- und Mädchenriege und 1906 auch eine Schwimmriege. Am 1.9.1872 wurde in Asch der Oberegerer Gauverband ins Leben gerufen, dem die Ascher Turner bis 1894 angehörten. Ab diesem Zeitpunkt waren sie Mitglied des Egerlandgaues. Das erste Turnfest des Egerlandgaues fand 1895 in Asch statt. Zum 50-jährigen Bestehen im Jahre 1899 richtete der Verein auch das Bundesturnfest aus. Dazu konnte im Schützengarten eine 2000 Personen fassende Festhalle erstellt werden, die aber bereits 1903 durch einen Kurzschluss abbrannte.
Schon um die Jahrhundertwende hatte der Verein mehr als 1000 Mitglieder. Die Turner waren auch in den umliegenden Dörfern tätig und förderten dort den Turnsport, so dass sich daraus sehr bald eigene Vereine entwickelten. Die Ascher hatten die längste Zeit den mitgliederstärksten Turnverein des Sudetenlandes. Sie wurden nur in zwei Jahren von Gablonz überflügelt. Nach der Zahl der Turnerinnen waren 1936 sogar die beiden großen Ascher Turnvereine führend im Sudetenland.

1925 übernahm Konrad Henlein das Amt des Turnlehrers. Asch wurde Sitz der Turnschule des Deutschen Turnverbandes im Sudetenland, deren Leitung Henlein innehatte. Dieses Amt bedeutete für ihn mehr Arbeit, so dass ein zweiter Turnlehrer, Ernst Müller, bestellt werden musste. Nach Henleins Einstieg in die Politik war nur noch Ernst Müller tätig.
Im Jahre 1934 gab es auf dem Sportplatz des Ascher Gymnasiums ein Schauturnen, zu dem die beiden großen Turnvereine TV 1849 und TV Jahn über 2000 Ausübende stellten. Vergessen werden dürfen auch nicht die vielen gesellschaftlichen Tätigkeiten, die von den Vereinen in das Ascher Kulturleben eingebracht wurden.
Nach der Vertreibung der Ascher Bevölkerung prangte über dem Haupteingang der Turnhalle des TV Asch 1849 ein Transparent mit der Aufschrift "Leninhaus". Heute nennt die tschechische Bevölkerung unsere Turnhalle "Kulturhaus".

Thomas Schott
Copyright: Stiftung Ascher Kulturbesitz

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