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Historie und Chronik
Die Rüdesheimer Erklärung 1949

Am 18. September 1949 versammelten sich zum ersten Mal nach der Vertreibung aus ihrer Heimat 3000 Ascher am Niederwalddenkmal bei Rüdesheim am Rhein zu einem Großtreffen. Der letzte Ascher Bürgermeister verlas eine "Erklärung", verfasst von dem Ascher Historiker Dr. Richard Klier, der am Schluss die Dreitausend durch stummes Handheben - wie zu einem Schwur - zustimmten.

Der Wortlaut:

"Die aus dem Kreise Asch vertriebenen Deutschen stellen anlässlich ihres Treffens am 18.September 1949 in Rüdesheim zur Steuer der Wahrheit und zur Bekräftigung des unverlierbaren Anspruchs auf ihre alte, ihnen widerrechtlich geraubte Heimat fest:

Das Ascher Gebiet war nie im Laufe seiner Geschichte slawischer Siedlungs- oder Volksboden. Es war und blieb vielmehr sowohl vor, als auch nach seiner Besiedlung deutscher Reichsboden. Bis zum Jahre1775 übten die Herren von Zedtwitz über das reichsunmittelbare Ascher Ländchen die vollen Souveränitätsrechte aus. Sie waren als die Herren des Ascher Gebietes in die Matrik der deutschen Reichsritterschaft Franken als Mitglieder eingetragen. Die seit der Erstbesiedlung des Gebietes bestehende Reichsunmittelbarkeit erlitt keine Unterbrechung, als im Jahre 1331 ein Herr von Neuberg sein Gebiet dem böhmischen König Johann als Lehen antrug, um dadurch den Schutz des mächtigen deutschen Kurfürsten zu erreichen. Dadurch wurde das Ascher Gebiet lediglich der deutschen 'Lehensschranne oder Lehenshauptmannschaft' in Prag unterstellt, nicht aber der Krone Böhmens eingegliedert.

Es stand zu diesem Zeitpunkt an zu Prag in den gleichen losen Beziehungen wie die vielen übrigen deutschen Lehen des böhmischen Königs, die sich über das heutige Sachsen, Thüringen, die Oberpfalz und über Wertheim, mainabwärts bis nach Babenhausen westlich von Aschaffenburg erstreckten. Ober diesen weitverstreuten Lehensbesitz stand der Krone Böhmens nicht die Landeshoheit, sondern lediglich die Lehensaufsicht zu und im Verkehr mit ihm verwendet die Prager Lehenshauptmannschaft ausschließlich die deutsche Sprache.

Im Laufe der Geschichte gingen alle diese Lehensgebiete nach zwangsläufigen Gesetzen der Volks- und Reichszugehörigkeit in benachbarten deutschen Gebietseinheiten auf. Nur beim Ascher Gebiete gelang es den böhmischen Landesherren, das schwache Lehensband durch das stärkere der Landeshoheit zu ersetzen - aber auch erst im Jahre 1775, also zu einer Zeit, als die Habsburger die Selbstständigkeit der böhmischen Krone bereits beseitigt hatten und nicht von Prag, sondern von Wien aus ihre Thronpolitik betrieben.

Wie unangetastet die Reichsunmittelbarkeit und Reichszugehörigkeit des Ascher Gebietes bis 1775 war, geht besonders beweiskräftig aus der Tatsache hervor, dass es die Krone Böhmens nicht wagte, auf dieses ihr Lehensgebiet ihre mit so zäher Energie durchgeführte Gegenreformation zu erstrecken: Diese machte vor dem Ascher Gebiet halt, es blieb im Gegensatz zu den von der böhmischen Krone beherrschten Gebieten evangelisch.

Im Jahre 1775 kam es zwischen den Herren von Zedtwitz und der Krone Böhmens nach dreißigjährigem Rechtsstreit, in den die namhaftesten Staatsrechtler des damaligen Reiches eingegriffen hatten, zu einem Vergleich, der in den so genannten Temperamentspunkten niedergelegt wurde. Unter dem Zwang einer militärischen Besetzung nahmen die Herren des Ascher Gebietes diesen Vergleich an, der sie nun zwar der böhmischen Landeshoheit unterstellte, ihnen aber noch immer wichtige Vorrechte zubilligte. Und auch erst im Jahre 1807 erzwang der Habsburger Franz l. ebenfalls mit Gewalt den kirchlichen Anschluss des Ascher Gebietes, soweit es sich um seine katholischen Bewohner handelte, an das Erzbistum Prag, wahrend es bis zu diesem Zeitpunkt vom Bistum Regensburg betreut worden war.

Zweck dieses geschichtlichen Überblickes ist es, darzutun, dass das Ascher Gebiet, von seiner Besiedlung angefangen, die wegen der unwirtlichen Lage erst im 11. und 12. Jahrhundert erfolgte, ausschließlich von Deutschen bewohnt war, als deutscher Reichsboden nie auch nur vorübergehend von Slawen besiedelt war, so dass diese also auch nicht daraus verdrängt werden konnten. Den Boden, den unsere aus der Oberpfalz und Oberfranken stammenden Vorfahren rodeten, nahmen sie nicht den Tschechen oder anderen Slawen weg, denn sie siedelten ja auf deutschem Reichsboden und nicht in der "böhmischen Fremde".... Unbeschadet dieses besonderen historischen Rechts auf unsere engere Heimat bekennen wir Vertriebene des Kreises Asch uns zur Schicksalsgemeinschaft aller Sudetendeutschen ...."

*Letzter deutscher Bürgermeister der Stadt Asch war Richard Dobl

Thomas Schott
Copyright: Stiftung Ascher Kulturbesitz

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