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Persönlichkeiten

Die Bürgermeister von Asch

Asch wurde 1871 in den Rang einer Stadt erhoben. Bis zur Vertreibung 1945 gab es 10 gewählte Bürgermeister.

Wilhelm WeißWilhelm Weiß (1850-1861)

Der erste Bürgermeister von Asch, der durch die Bürgerschaft gewählt wurde, war Wilhelm Weiß. Dies geschah durch eine neue Gemeindeordnung aus dem Jahre 1850. Das Wahlrecht war damals noch sehr eingeengt und an Besitz und Steuerleistung gekoppelt. Wilhelm Weiß regierte von 1850 bis 1857. Der wohlhabende und weitgereiste Mann, Besitzer einer Färberei, widmete sich bald ganz den öffentlichen Aufgaben. Er förderte ganz besonders das Schul- und das Pressewesen in der Stadt.

Nikol PloßNikol Ploß (1857-1861 / 1873-1885)

Nach Wilhelm Weiß folgte sein Freund Nikol Ploß als Bürgermeister. Seine Amtszeiten dauerten von 1857 bis 1861 und von 1873 bis 1885. Privat war Nikol Ploß Strumpffabrikant.

Johann BareutherJohann Bareuther (1861-1867)

Der Dritte auf dem Bürgermeisterstuhl war Johann Christian Bareuther. Er hatte dieses Amt von 1861 bis 1867 inne. Seine privaten Erfolge waren die Gründung einer Weberei mit 300 Beschäftigten und 150 Webstühlen sowie einer Färberei in Unterschönbach (den letzten Aschern bekannt als Fa. Pulvermüller).

Nikol AdlerNikol Adler (1867-1871)

Nikol Adler war dann von 1867 bis 1871 der vierte Bürgermeister. Er sprang im Jahre 1885 noch einmal für einige Monate ein, als der ebenfalls zum zweiten Male amtierende Nikol Ploß plötzlich verstarb.

Wilhelm Gottlieb KässmannWilhelm Käßmann (1871-1873)

Der Fünfte im Amt des Bürgermeisters war der Textilfabrikant Wilhelm Gottfried Käßmann. Er leitete dieses Amt nur zwei Jahre, von 1871 bis 1873 und erlebte die Erhebung des Marktes Asch zur Stadt. Privat hatte Käßmann eine Tüchelweberei.

Emil SchindlerEmil Schindler (1885-1908)

Als Nummer sechs wurde Emil Schindler gewählt. Seine Amtszeit dauerte von 1885 bis 1908. Er war der Erste aus dem bürgerlichen Mittelstand. Seine Vorgänger waren durchwegs wohlhabende Fabrikanten. Emil Schindler, aus dem Stamme der Niederreuther "Thoama-Siema", war sehr leutselig und trotzdem ein Grandseigneur. Er war liberal in seiner Gesinnung und sehr fortschrittlich. Der große industrielle Aufschwung der Stadt fiel in seine Amtszeit. Diese Entwicklung förderte er mit viel Geschick. In seinem letzten Amtsjahr fuhr Schindler mit einer Deputation Ascher Bürger nach Wien, um dort für die Einrichtung eines Gymnasiums zu werben. Dieses wurde auch noch im gleichen Jahr eröffnet.

Hermann Gottlieb KünzelH.G. Künzel (1908-1918)

Der Nachfolger und damit die Nummer sieben im Amt des Bürgermeisters war der Bäckermeister Hermann Gottlieb Künzel. Er behielt dieses Amt von 1908 bis 1918. Künzel war ein sehr enger Vertrauter des großen Gönners der Stadt Asch, Gustav Geipel. Während seiner Amtszeit wurden alle Straßen der Stadt kanalisiert und gepflastert. Die Finanzierung trug zum größten Teil sein Förderer Gustav Geipel. Künzel musste dann im letzten Kriegsjahr 1918 sein Amt aus gesundheitlichen Gründen niederlegen. Bis zur Wahl eines neuen Stadtoberhauptes 1919 leitete sein Stellvertreter Rudolf Hofmann die Geschäfte.

Wilhelm HofmannWilhelm Hofmann (1919-1920)

Zum achten Bürgermeister wurde der Sozialdemokrat Wilhelm Hofmann gewählt. Es war die erste Wahl, bei der alle Bürger und Bürgerinnen zur Wahlurne gehen durften. Hofmann übernahm ein schweres Amt, das er auch nur ein Jahr innehatte. Die Nachkriegszeit war von Hunger und bitterer Not geprägt. Nach den schweren Verlusten der Sozialdemokraten bei den Parlamentswahlen trat Hofmann mit seinen Stadträten zurück, um den Weg für neue Kommunalwahlen freizumachen.

Christian GeipelChristian Geipel (1920-1928)

Nach Hofmann wurde Christian Geipel als neunter Bürgermeister in das Amt gewählt. Er war Mitinhaber der Fa. Geipel & Klaus. Seine Amtszeit dauerte von 1920 bis 1928. Als kühler Rechner sanierte er sehr bald die Stadtfinanzen und förderte stark den städtischen wie den privaten Wohnungsbau. Der Bau der Ringstraße als Umgehung der Stadt zur Entlastung des Zentrums war eines seiner bedeutendsten Verdienste.

Carl TinsCarl Tins (1928-1934)

Christian Geipels Nachfolger war Carl Tins. Er saß von 1928 bis 1934 auf dem Bürgermeisterstuhl. Tins war ein leidenschaftlicher Politiker. Schon als 25-Jähriger stand er in der Politik erfolgreich seinen Mann. Privat war Carl Tins Journalist und arbeitete für die Ascher Zeitung (Herausgeber Familie Gugath) sowie andere Zeitschriften. Bereits seit 1922 war er zweiter Bürgermeister. Seiner Initiative verdankt Asch die Stadtbücherei mit dem Feuerwehrhaus sowie die Errichtung des Goethebrunnens auf dem Marktplatz. Bei der Bürgermeisterwahl 1932 entstand ein Patt zwischen Tins und Robert Hülf von der DNSAP. Das Los entschied zu Gunsten von Carl Tins. Zwei Jahre später, einen Tag vor seinem Tod am 6.Jänner 1934, setzten ihn die Tschechen aufgrund des Verbotes der Deutschen Nationalpartei ab. Von dieser Amtsenthebung erfuhr Tins allerdings nichts mehr, er lag bereits in Agonie.

Johann Jäger (1934-1938)

Als elfter Bürgermeister wurde dann von der tschechischen Aufsichtsbehörde Johann Jäger kommissarisch eingesetzt. Er war von Beruf Steinmetz und Bildhauer. Mit Johann Jäger taten die Tschechen ungewollt einen guten Griff. Als guter Finanz- und Personalpolitiker glich er den Stadthaushalt mit viel Geschick aus, um unerwünschten politischen Auflagen zu entgehen. In den bewegten Septembertagen des Jahres 1938 trat Johann Jäger von seinem Amt zurück.

Gustav GeipelGustav Geipel (1938-1945)

Der Landrat setzte daraufhin Diplom-Ingenieur Gustav Geipel als Bürgermeister ein. Geipel war vorher der Ortsvorsitzende der Sudetendeutschen Partei. Während seiner Amtszeit vollzogen sich einschneidende Umstellungen in der Verwaltung nach reichsdeutschen Richtlinien. In das erste Jahr seiner Tätigkeit fiel dann der Beginn des Zweiten Weltkrieges. Das brachte wieder große Belastungen für die Stadt. 1944, also ein Jahr vor Kriegsende, zog man Gustav Geipel zur Wehrmacht ein. Bereits im August des gleichen Jahres geriet er in russische Gefangenschaft, die er nicht überlebte. Er starb im Lager Kowel in Polen.

Richard DoblRichard Dobl (1945)

Von Gustav Geipels Einberufung zur Wehrmacht bis nach dem Zusammenbruch leitete der Erste Beigeordnete Richard Dobl (geboren 10.6.1897, gestorben 16.6.1960) das Bürgermeisteramt. Er hatte maßgeblichen Anteil an den Bemühungen, die Stadt vor kriegerischer Heimsuchung zu bewahren. Handschuhfabrikant Rudolf Singer und Richard Dobl waren zum amerikanischen Kommandeur gerufen worden, um als Parlamentäre für die kampflose Übergabe der Stadt zu sorgen. 30.0000 Menschen, meist Frauen und Kinder, baten durch die beiden Herren darum. Ein kurzes Überlegen des Amerikaners, dann das befreiende "Okay". Lediglich in der Bayernstraße hatte es kurzen Widerstand gegeben.

Thomas Schott
Copyright: Stiftung Ascher Kulturbesitz

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