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Der Freistaat Asch

Enklave zwischen Beneschs Staatsgewalt und Hitlers Deutschem Reich
Für zwölf Tage im Herbst 1938, vom 21. September bis 3. Oktober, wird der Ascher Zipfel zu einem staatsrechtlichen Kuriosum: „Freistaat“ mit eigener Souveränität. Das Sudetenland ist in diesen Tagen Spielball des zugespitzten Machtkampfes zwischen der tschechischen Regierung unter Edvard Benesch und Adolf Hitler. Er fordert die Abtrennung und den Anschluss der Gebiete an das Deutsche Reich. Prag gibt auf Drängen von Frankreich und England am 21. September zunächst nach. Doch schon ein Regierungswechsel bringt zwei Tage später eine Kehrtwende und die allgemeine Mobilmachung in der Tschechischen Republik. Die Kriegsgefahr in Europa steigt. Zeitgleich verhandeln Hitler und der britische Premier Chamberlain über die Bedingungen, die in die Beschlüsse der Münchner Konferenz vom 30. September eingehen.
In Asch aber haben bereits mit der ersten Meldung der „Abtretung“ Anhänger und Aktivisten der Sudetendeutschen Partei von Konrad Henlein die tschechischen Polizei- und Staatsorgane entwaffnet und festgesetzt. Die Kontrolle liegt damit bei ihnen, der SdP-Exekutive. Sie verweigert sich Anordnungen aus Prag und riegelt den Ascher Zipfel mit Sicherungslinien gegen das tschechische Hinterland ab. Für zwölf Tage wird das Ascher Land zum souveränen Sonderstaat. Er gibt eigene Postwertzeichen heraus und führt die Rechtsfahrordnung ein.
Über den Ausnahmezustand führt der Fachlehrer Friedrich Putz, Leiter des Hauptquartiers der SdP, Tagebuch. Einen Gegenpart bieten die Aufzeichnungen der tschechischen Militärkommandatur über die Auseinandersetzungen in den sudetendeutschen Gebieten. Nicht nur in Putz findet Konrad Henlein, der in Asch als Turnlehrer und Verbandsfunktionär seine politische Karriere beginnt, glühende Anhänger. Seine Rolle als Streiter für die Autonomie der Sudetendeutschen ist hier nicht umstritten. Am 3. Oktober endet die Geschichte des Freistaats. Hitler betritt in Asch erstmals das sudetendeutsche Gebiet, das nun zum Deutschen Reich gehört. Zeitzeuge Gustav Stöß, als Jugendlicher Meldegänger im Freistaat Asch, erinnert sich in einem Interview an die damaligen Ereignisse.
Im Archiv finden Sie dazu folgendes Material:
Exponat Nr.10772: Briefmarkensammlung des Freistaates Asch (Beschreibung, 78KB)
Exponat Nr. 1068: Putz: Die Befreiung des Ascher Ländchens (Beschreibung, 85KB)
Exponat Nr. 1250: Dokumente zu den Ereignissen im westböhmischen Grenzgebiet (Beschreibung, 82KB)
Exponat Nr. 10775: Interview mit dem Zeitzeugen Gustav Stöß (Abschrift,  2,1MB)
Exponat Nr. 919: Hoier: Aus dem Gemeinde-Gedenkbuche
Exponat Nr. 9781: Alberti: Notizen 1935 bis 1942, Sammelband 6
Exponat Nr. 10637: Postkarten 1938 Freistaat Asch, Album Nr. 10
Exponat Nr. 945: Die Postwertzeichen des Sudetenlandes
Exponat Nr. 911: Höller: Von der SdP in die NSDAP
Exponat Nr. 629: Sudetendeutscher Turnerbrief
Exponat Nr. 1439: Zasche: Konrad Henlein – ein Lebensbild
Exponat Nr. 715: Arndt: Die Fahne von Saaz
Exponat Nr. 2159: „Heim ins Reich!“ Konrad Henlein und der Reichsgau Sudetenland 1938-1945
Exponat Nr. 1505: Tins: Die eigenwillige Historie des Ascher Ländchens
Ausgewählte Bestände
Thomas Schott
Copyright: Stiftung Ascher Kulturbesitz

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