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Der Ascher Bezirk

Als Ascher Gebiet wird hier der politische Bezirk Asch bezeichnet, der erst 1850 errichtet wurde. Vorher war der nördliche Teil mit den wichtigsten Orten Asch, Rossbach und Neuberg Herrschaftsgebiet der Grafen von Zedtwitz. Der südliche Teil mit Haslau und Umgebung gehörte seit der Besiedlung im 12. und 13. Jahrhundert zum Gebiet von Eger. Ohne diesen südlichen Teil wäre das Ascher Gebiet nach Auffassung der damals zuständigen Regierungsstellen in Wien zu klein gewesen für einen lebensfähigen Verwaltungs- und Gerichtsbezirk.

Die getrennte geschichtliche Entwicklung hat in beiden Teilen zu unterschiedlichen Verhältnissen geführt. So war der nördliche Teil mit Asch und Umgebung seit der Reformation evangelisch-lutherisch. Der südliche Teil um Haslau war römisch-katholisch. Erst ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verminderten sich diese Gegensätze. Das Ascher Gebiet liegt dort, wo die Mittelgebirgszüge Erzgebirge von Nordosten, Frankenwald von Nordwesten und Böhmerwald von Süden zusammentreffen. Zu dem hufeisenförmigen Fichtelgebirge, das diese Gebirgszüge verbindet, gehört als Teil das Elstergebirge mit dem Ascher Gebiet. Bei der Stadt und der Umgebung von Asch ist eine Wasserscheide. Von hier aus fällt das Gelände sowohl nach Norden als auch nach Süden ab. In nördlicher Richtung fließen die Wasser nach Sachsen und in die Saale, in südlicher Richtung ins Egerland in die Eger. Während Asch rund 650 Meter hoch liegt, sind es an der nördlichen und südlichen Gebietsgrenze jeweils nur noch rund 500 Meter. Zwischen dem Gebiet um Asch und der Umgebung von Haslau liegt ein breiter Waldgürtel, der Egerer Wald.

Der Ascher Bezirk (von 1938 bis 1945 Landkreis genannt) bedeckt eine Fläche von 142,5 Quadratkilometern. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges lebten dort rund 45.000 Einwohner, davon rund 23.000 in der Stadt Asch, rund 4.000 in der Marktgemeinde Rossbach und rund 3.000 in der Marktgemeinde Haslau. Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges war die Bevölkerung rein deutsch. Während der Zugehörigkeit zur Ersten Tschechoslowakischen Republik von 1918 bis 1938 wurden tschechische Beamte mit ihren Familien in den Ascher Bezirk versetzt. Jedoch waren es bis 1938 nur um die 1.000 Personen, die 1938 wieder ins tschechische Gebiet zurückkehrten.

Das Klima im Ascher Gebiet ist verhältnismäßig rau und nicht sehr günstig für die landwirtschaftliche Nutzung. Neben dem Anbau von Kartoffeln, widerstandsfähigen Getreidesorten und Futterpflanzen sowie der Viehhaltung und der Waldwirtschaft, befassten sich die Bewohner schon in früher Zeiten haupt- und nebenberuflich mit gewerblichen Tätigkeiten. Vor allem die Hausweberei hatte eine wichtige Bedeutung. Die Heimweber brachten die handgewebten Erzeugnisse, die sie auftragsgemäß hergestellt hatten, zu so genannten Verlegern, die dann die Waren auf den Märkten im Inneren Böhmens verkauften.

Die Erfindung der mechanisch arbeitenden und von Dampfkraft angetriebenen Maschinen führte ab Mitte des 19. Jahrhunderts zur Errichtung von Fabriken. Die Textilindustrie im Ascher Gebiet wuchs rasch. Das führte auch zum Zuzug von Arbeitskräften, vor allem aus dem Egerland. Die Bevölkerungszahl im Bezirk Asch erhöhte sich von rund 22.000 Personen um das Jahr 1850 auf rund 45.000 Personen im Jahre 1910. Außer in der Stadt Asch entstanden Textilfabriken vor allem auch in Rossbach und Haslau.

Heute ist das Ascher Gebiet kein selbstständiger Verwaltungsbezirk mehr. Es gehört zum Bezirk Eger. Nach Kriegsende wurden die deutschen Bewohner vertrieben bis auf wenige Facharbeiterfamilien, die für die Aufrechterhaltung der industriellen Produktion, vor allem in den Textilfabriken notwendig waren. Neu angesiedelt wurden Tschechen. Jedoch beträgt heute die Bevölkerungszahl kaum mehr die Hälfte im Vergleich zur Zeit vor der Vertreibung.

Einige Dörfer sind nach dieser Vertreibung vollständig vom Erdboden verschwunden, vor allem wenn sie in der Zeit des Kalten Krieges zwischen Ost und West nahe an der Grenze lagen.

Nach 1990 ist es gelungen, mit tatkräftiger Unterstützung durch heimatvertriebene ehemalige Bewohner des Ascher Bezirkes etliche Kulturgüter dieses Gebietes vor dem Verfall zu retten. Darunter die evangelischen Kirchen in Neuberg, Nassengrub und Rossbach, das Lutherdenkmal in Asch und andere Denkmäler, sowie ehemalige deutsche Friedhöfe. Diese Kulturgüter erinnern eindrucksvoll an die deutsche Vergangenheit des Ascher Ländchens.

Thomas Schott
Copyright: Stiftung Ascher Kulturbesitz

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