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Gemeinden und Orte im Bezirk Asch

Grün

In einem lieblichen Wiesental, auch "Tal der Treue" genannt, lag das schmucke Dörflein Grün. Die Fluren, die mit einem Halbkreis an Sachsen grenzten, begannen knapp unterhalb der Vereinigung der jungen "Weißen Elster" mit dem Äschbach. Der Ort dürfte schon vor 1300 entstanden sein (urkundliche Erwähnung 1392). Geschichte, Bräuche und Tracht glichen denen der Nachbarorte. Schon vor 1600 gab es im Ort einen Eisenhammer, ebenso eine Mahlmühle. Um 1600 entstand auch die erste Papiermühle, der 1780 und 1835 zwei weitere folgten. Eine Drahtzieherei, die 1780 mit zwölf Gehilfen arbeitete, war 1750 angelaufen. Früher bestanden auch eine Knochenmühle, eine Ziegelei und Steinbrüche - in der Neuzeit aufgelassen. Die Hausweberei, einst sehr verbreitet, wurde ab 1870 von der mechanischen Weberei verdrängt. Eine erste Weberzunftordnung bestand im Bereich Asch seit 1651. Das Hammerwerk, ab 1817 als Spinnerei eingerichtet, war ab 1855 im Besitz der Fa. Geipel, Asch. Um 1890 lief eine moderne Färberei mit Appretur an (1892 mit 137 Arbeitern). Auch aus der Drahtzieherei wurde ein Textilbetrieb. Ein Dr. Hoffmann zählte 1786 für Grün unglaubliche 62 Berufe. Die 39 Hausnummern von 1770 begannen im Ortsteil Goldbrunnen mit Nr. 1 und 2 und setzten sich fort in der "Neuen Welt", "Unter Dorf", "Ober Dorf", "Loh", "Hundsbach" und "Loch". Die römisch-katholischen Bewohner gehörten nach St. Niklas in Asch. Die evangelischen Dörfler (80 von 100) waren bis 1852 nach Elster/Sachsen eingepfarrt. Nicht so legal wechselten aber auch Waren wie Salz, Tabak oder Vieh in großem Bogen ums Zollamt über die nahe Grenze. Auf einem Felsen in der Ortsmitte befand sich ein Vorwerk der Neuberger Zedtwitz-Grafen. Heute sprudelt am Dorfplatz noch die letzte von ehemals drei Säuerlingsquellen. Eine Hand voll Teiche sind längst verschwunden.

Der Bestand der Flussperlmuschel in der Elster wurde schon früh durch die Industrie vernichtet. (Perlmutt wurde in Adorf/Sachsen industriell verarbeitet). Der Ort hatte ab 1910 Strom, aber auch Wasserräder und Dampfkessel arbeiteten noch. Die österreichische Schulordnung von 1774 hatte bewirkt, dass auch in den Dörfern die Wanderschulen durch Schulstuben und feste Lehrer ersetzt wurden. So in Grün um 1820, dann auch in den Nachbarorten. Ein Armen-Gemeinde- und Schulhaus wurde 1841 errichtet. Eine schöne große Schule mit Wohnungen wurde 1876 bezogen, aber schon 1914 durch ein imposantes neuzeitliches Haus ersetzt, heute ein Kinderheim. Persönlichkeiten des Ortes: Der Tischler J.S. Zeitler (*1704) fertigte u.a. den großen Altar der Ascher evangelischen Kirche. (Schon sein Vater Michael schuf u.a. den Roßbacher Altar.) Schustergeselle Ambrosius Weigand (* 1799), betrieb um 1845 in Chemnitz eine Tanz-Schwimm-Fecht- und Turnschule, und gründete 1847 den dortigen Turnverein. Träger der höchsten österreichischen Tapferkeitsmedaille war 1915 der Korporal Christof Hendel (*1884). Nach dem Krieg wurde der Maler Emil Hülf (*1904), in Stuttgart als Kunstmaler bekannt. Förderer des Ortes waren Fabrikanten und die gräfliche Familie. Leid brachten Krankheiten, Missernten, Brände und Überschwemmungen über das Dorf. Bei Kriegsanbruch zählte man bei ca. 800 rein deutschen Einwohnern, etwa 260 Haushalte bei 142 Hausnummern. Die Ortsfläche von 383 ha lag auf etwa 500 Meter Seehöhe.

Die geselligen Dörfler brachten es auf über zwölf Vereine. Die ältesten Vereine waren: Verein Eintracht (gegründet 1859; 1893 bereits 85 Mitglieder), Krankenunterstützungsverein (1875), Ortsfeuerwehr (1881), Veteranen- und Fortbildungsverein (beide gegründet 1884). Der 1904 gegründete Turnverein brachte es auf etwa 50 aktive Turner. Ferner gab es etwa zwölf Bauernhöfe und sieben Schneiderinnen. Es folgten je fünf Lebensmittelläden und Gaststätten und je drei Tischler, Schneider und Schuster. Zwei Fleischer sorgten für gutes Essen und zwei Musikkapellen für nötige Auflockerung.Zwei Feuerwehren sorgten für Sicherheit. Auch andere notwendige Handwerker und Geschäfte waren vertreten. Für alle war die Nähe Bad Elsters ein großer Vorteil (Umsatzsteigerung, Arbeitsplätze, Freizeitgestaltung).Das rege Arbeitsleben des Dorfes wurde durch fünf mächtige Fabrikschlote betont. Sie dampften außerhalb oder am Rande des Ortes.
Die politische Entwicklung sorgte jedoch für ein jähes Ende des friedlichen Dorflebens. Das Kriegerdenkmal von 1925 besagt, dass 1914 - 1918 55 Tote aus dem Ort zu beklagen waren. Für die Geschehen und deren über 50 Opfer von 1939 -45/46 blieb nur das Gedenken. Das meiste vom Ort ist Vergangenheit. Weniger als ein Drittel der Häuser steht noch, teils in gutem Zustand. Knapp zehn ehemalige Deutsche leben im heutigen Doubrava mit rund 80 Tschechen zusammen.

Krugsreuth

Die Sonnenstube des Ascher Ländchens. Ein Dorf nordöstlich von Asch gelegen, an der Grenze zum Vogtland in Sachsen. Es war umgeben von den Bergen des Elstergebirges und lag auf einer Höhe von 530 bis 600 Metern. Die Gesamtfläche der Gemeinde umfasste 354 Hektar. Krugsreuth bestand aus den Ortsteilen Unteres und Mittleres Dorf und der Juchhöh. Am Dorf vorbei floss die noch junge Weiße Elster. 1938 vor dem Anschluss des Sudetenlandes an das Deutsche Reich, zählte der Ort 165 Häuser mit insgesamt 870 Einwohnern. Diese Zahl erhöhte sich bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges auf 900 Einwohner. Nach der Vertreibung der Deutschen im Jahre 1946 schrumpfte das Dorf auf den heutigen Stand von 68 Häusern. Die ersten Siedler sind schon um 1150 aus der nördlichen Oberpfalz in die Gegend eingewandert. Die Entstehung von Krugsreuth geht auf das 13. bis 14. Jahrhundert zurück. Der Ort wurde vom Rat der Stadt Eger erstmals 1384 erwähnt und hatte im Laufe der Jahrhunderte mehrere Namen: 1395 Krwgesreuth; 1397 Kongesreuth; 1417 Krugreut; 1533 Klugesreuth; 1555 Krugesreuth; 1667 Großreuth.

Großen Einfluss auf das Dorf hatten die Grafen von Zedtwitz. Schon 1537 wird von einem Rittersitz in Krugsreuth berichtet. 1612 wurde das Schloss von Bartholomäus v. Zedtwitz erbaut und 1677/78 erweitert. Der letzte Besitzer des Schlosses war Franz Graf v. Zedtwitz. Er wurde 1945 von den Tschechen enteignet. Das Schloss wurde im Laufe der Jahre nach dieser Zeit total zerstört. Der Graf selbst, der seine Heimat auch verlassen musste, starb 1954 in Bad Mergentheim. Sein Nachfolger Dr. Franz Graf von Zedtwitz, bekannt als Schriftsteller und Zoologe, ist als Kriegsberichterstatter 1942 vor Sewastopol auf der Krim gefallen. Bei der Zerstörung und Plünderung des Schlosses ging eine wertvolle Bibliothek aus der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg verloren. Im Jahre 1889 wurde der evangelische Friedhof und 1890 der katholische, mit der Zedtwitzschen Familiengruft, angelegt. Im gleichen Jahr wurde die katholische Herz-Jesu-Kirche eingeweiht. Nach der großen politischen Wende 1990 wurde die Kirche mit Hilfe der ehemaligen Krugsreuther Bewohner renoviert und bereits im Oktober des gleichen Jahres ausgeraubt. 1901 erhielt Krugsreuth ein Schulhaus für eine dreiklassige Volksschule. Dieses Schulhaus steht heute noch. 1911 brannte im Dorf das erste elektrische Licht und 1930 erbaute der Arbeiter-, Turn- und Sportverein das weithin bekannte Schwimmbad, im Volksmund scherzhaft das "Rote Meer" genannt. Obwohl Krugsreuth keine Industrie hatte, war es bis 1938 eine sozialdemokratische Hochburg. Neben der Arbeit im Handwerk und in der Landwirtschaft waren viele Einwohner in der Textilindustrie in Asch, Neuberg und Grün beschäftigt. Die Krugsreuther pflegten ein reges Vereinsleben. Jede Partei hatte ihre eigenen Vereine. Die Sozialdemokraten, genannt die Roten, waren mit dem Arbeiter-,Turn- und Sportverein, dem Arbeitergesangverein und einem Radfahrverein vertreten. Die Deutsche Partei hatte ihren Turnverein "Frisch-fromm-fröhlich-frei" und den Männergesangverein "Juchhöh". Nicht politisch gebunden waren die Freiwillige Feuerwehr und der Schulverein. Mit der Vertreibung der rein deutschen Bevölkerung 1946 kam dann das Ende eines schönen liebenswerten Dorfes.

Neuberg

Der damalige k.k. Bezirkshauptmann und bekannte Heimatforscher J. Tittmann schrieb in seiner 1893 herausgegebenen "Heimatkunde des Ascher Bezirkes für Schule und Haus" (auf Seite 208): "In geschichtlicher Beziehung ist Neuberg in unserem Bezirke der erstwichtigste Ort, denn man kann und muss behaupten, dass die Geschichte von Neuberg eigentlich die Geschichte des Ascher Gebietes im engeren Sinne ist." Aber dichte Schleier liegen über dieser Geschichte, die von zwei Geschlechtern - den Rittern von Neiperg (auch Neipperg, Nitberg oder Neydberg geschrieben) und dem Geschlechte derer von Zedtwitz - geprägt wurde. Die wahrscheinlichen Ortsgründer und Erbauer der alten Ritterburg waren die Ritter von Neiperg, von denen auch der Ortsname Neuberg abgeleitet wurde. Erstmals 1288 urkundlich erwähnt, wird angenommen, dass dieses fränkische Rittergeschlecht gegen Ende des 12.Jahrhunderts mit der Errichtung der Burg begann und mit einer geringen Zahl vorhandener Arbeitskräfte wohl zwei bis drei Generationen benötigte, um dieses stabile Bauwerk zu vollenden, dessen Bergfried heute noch in relativ gutem Zustand erhalten ist. In der Zeit allgemeinen Untergangs des Ritterwesens gegen 1400 wurden die Neiperger - teilweise schon dem Raubrittertum verfallen - allmählich von dem Adelsgeschlecht derer von Zedtwitz abgelöst, die ihren Herrschaftsbereich rasch über Neuberg hinaus in der ganzen Region erweiterten. Nach der Zerstörung der Burg (wahrscheinlich gegen Ende des 30jährigen Krieges) errichteten die neuen Herren in Neuberg nicht weniger als vier Schlösser: Schloss Sorg 1690, Neuschloss 1693, Unterteil 1750 und Oberteil 1752.
Das letztgenannte Schloss Oberteil wurde aus den Bruchsteinen der vermutlich durch Brand zerstörten Burggebäude errichtet. Wenig berichtet die bisherige Geschichtsforschung über das so genannte Schlössl, das den Herren von Zedtwitz vor der Besitzteilung in Oberteil und Unterteil nach der Zerstörung der Burg als Wohnsitz zur Verfügung stand. Alle diese Schlösser sind längst untergegangen. Schloss Oberteil ist nach dem Brand im Jahre 1902 nur noch als Ruine erhalten, die übrigen Zedtwitz-Schlösser sind nach dem Zweiten Weltkrieg verfallen. Die Besichtigung des heutigen Schlossgeländes mutet wie ein Gang durch die Ausgrabungsstätten von Pompeji an: Gewölbe, Mauern und Ruinen.

Das kulturelle Prunkstück in Neuberg (tschechisch Podhradi, wörtlich übersetzt Unter der Burg), das wohl bedeutendste Bauwerk aus alter Zeit, ist die evangelische Barockkirche "Zum guten Hirten". Von außen nicht erkennbar, die Schönheit im Innern mit den reichen Ausstattungen in bunten Farben, galt das Gotteshaus als eine der ältesten evangelischen Kirchen in der damaligen österreichischen Monarchie. Der älteste Teil in den Jahren 1470 - 1490 unter Heinz von Zedtwitz, dem damaligen Burggrafen von Eger erbaut, diente damals als Schloss- und Gruftkapelle. Ihre jetzige Gestalt erhielt die Kirche in den Jahren 1678 bis 1682. Graf Ernst Wolf von Zedtwitz, dessen Wappen hoch über dem Altar prangt, ließ 1703 die Kanzel und 1710 den Altar durch Michael Zeitler aus Grün errichten. 1711 wurde die Decke mit einem Holztonnengewölbe verschalt und von dem Maler Rodeus mit sinnreichen Bibeltexten illustriert, der wohl auch die beiden Altarbilder - die Taufe Christi und das Heilige Abendmahl - geschaffen hat.
An der Empore ist nahe der Grafen-Loge ein Handwerkerzeichen mit der Jahreszahl 1712 und an der Kanzel das so genannte "Luther-Siegel" (rotes Herz mit Kreuz auf weißer Rose) angebracht. Der erste evangelische Gottesdienst wurde anno 1542, also vier Jahre vor Luthers Tod, gehalten. Seit 1992 wurden in der Kirche laufend Restaurierungen vorgenommen, an deren Kosten sich die früheren deutschen Einwohner maßgeblich beteiligt haben. Gottesdienst ausschließlich in deutscher Sprache findet jeden zweiten Sonntag im Monat um 13.30 Uhr statt. Zum Gedenken an die Weihe der Kirche wird seit 1992 wieder - jeweils zwei Wochen nach Ostern - das Kirchweihfest als deutsch-tschechische Gemeinschaftsveranstaltung feierlich begangen.
Ein "Lehrpfad durch die Ortsgeschichte" beginnt am Fuße des Kirchberges mit dem mittelalterlichen Sühnekreuz, worüber eine zweisprachige Informationstafel Näheres mitteilt. Kaum 50 Meter davon entfernt ist unterhalb der Kirche das alte Kriegerdenkmal - errichtet 1893 - aus der Zeit, als Neuberg zu Österreich gehörte. Das geschichtlich interessante Mahnmal ist den Opfern der Kriege in den Jahren 1848/49 (Ungarnaufstand), 1859 in Oberitalien gegen Sardinien (Schlacht bei Solferino) und 1866 in der vernichtenden Niederlage Österreichs gegen Preußen bei Königsgrätz in Böhmen, gewidmet.

Gleich neben diesen Denkmal befindet sich eine weitere Informationstafel mit den Abbildungen der örtlichen historisch bedeutenden Bauwerke, versehen mit zweisprachigen Texten über Erschaffung und Untergang derselben. Die Tafel trägt die Feststellung: "Sie befinden sich hier an der geschichtsträchtigsten Stelle des Ascher Ländchens". Ein Anziehungspunkt für Touristen von hüben und drüben. Der Lehrpfad durch die Ortsgeschichte führt weiter an der Kirche vorbei mit dem Kriegerdenkmal von 1923 für die Opfer des Ersten Weltkrieges und anschließend durch das Burg- und Schlossgelände. Schließlich durch den felsengesäumten, ehemaligen Schlossgarten im Elm (der damaligen Kälberalm) mit herrlichem Ausblick in das Elstertal, wieder hinab zur Staatsstraße. Neuberg liegt eingebettet zwischen den Höhenzügen von Hainberg (752 Meter), Hungersberg (690 Meter) und dem Leithenberg (669 Meter) an dem kleinen Bachlauf der Äsch (Aschbach), die nach Vereinigung mit dem Ottenbach an der östlichen Ortsgrenze in die Weiße Elster mündet. Der Ort zählte bis Ende des Zweiten Weltkrieges ohne die eingemeindeten Ortschaften Steinpöhl und Elfhausen rund 1500 deutsche Einwohner. Heute leben dort etwa 150 Tschechen. Es gab am Ort bis zur Vertreibung 1946 noch je einen Arzt, Dentisten, eine Autoreparaturwerkstätte, zwei Bäcker, drei Getreidemühlen, davon eine mit Brotbäckerei, ein Bankgeschäft, je einen Bierabfüller und Darmgroßhändler, eine Drogerie, zwei Friseure, einen Gartenbaubetrieb, zwei Gastwirtschaften mit Fleischerei und weitere vier Gasthäuser, eine Hebamme, einen Klempner, einen Kohlenhändler, vier Lebensmittelgeschäfte mit Obst- Gemüse- und Flaschenbierhandel, einen Konditor, eine Lohnmühle, zwei Lohnwirker, zwei Maler und Lackierer, zwei mechanische Webereien und Färbereien, eine Milchhändlerin, zwei Ofensetzer, einen Sattler, drei Schneider, zwei Schuhmacher, eine Stickerei, drei Tabakwarengeschäfte, eine Tankstelle, einen Tischler, eine Trikotagenfabrik, einen Schmied, einen Wasenmeister und ein Zuckerwarengeschäft. All das zeugt von einer damals sehr aktiven blühenden Gemeinde.

Niederreuth

Niederreuth dürfte kurz vor 1200, also nach Oberreuth, durch Zisterzienser-Mönche des Klosters Waldsassen gegründet worden sein. Urkundlich taucht es 1315 erstmals auf. Die beiden Dörfer Ober- und Niederreuth hatten Jahrhunderte lang vieles gemeinsam und gehörten um 1342 den Nothaften von Wildstein. Um 1400 ging das Dorf in den Besitz derer von Reitzenstein über. Diese verkauften es dann 1534 an den Neuberger Heinrich von Zedtwitz.
Niederreuth hatte eine eigene Gerichtsbarkeit. Davon zeugten noch in der Ortsmitte das ehemalige Gerichtshaus (später Armenhaus) und der Galgenberg. Diese Gerichtsbarkeit wurde aber später nach Asch verlegt. Auch gab es in Niederreuth einen so genannten Freihof, in dem noch bis 1946 das ehemalige Richtschwert aufbewahrt wurde.
Die wichtigsten Erwerbszweige waren die Landwirtschaft und früher auch der Zinnbergbau sowie Papiermühlen. Teilweise hatten die Bauern auch das Braurecht. Das Brauhaus wurde dann wegen Baufälligkeit 1920 abgerissen. Eine Besonderheit von Niederreuth ist der radonhaltige Säuerling.
Die Gemeinde hatte nach der Gebietsabtrennung 1937 (Schimmelgrenze) ein Ausmaß von 637 ha und 569 Einwohner (laut Volkszählung 1939) in 121 Häusern. Es gab drei Gasthäuser, drei Lebensmittelgeschäfte, eine Gemüsehandlung, einen Bäcker, zwei Mühlen, zwei Schneidmühlen, einen Tischler, eine kleine Schablonenfabrikation, zahlreiche Hausweber und Wirker, einen Schneider, einen Schuster, einen Friseur und einen Bogenmacher. Viele waren auch in Asch oder in Handwerksbetrieben beschäftigt. Auch gab es einige Milchhändler, welche die Milch der Bauern nach Asch verkauften.
Neben der Freiwilligen Feuerwehr gab es noch folgende Vereine: den Athletenklub, den Freundschafts-, Geselligkeits- und Beerdigungsverein, den Turnverein, einen Gesangverein, den Gustav-Adolf-Verein, den Kulturverband und die Landjugend.
Nach 1945 ereilte die Einwohner Niederreuths das gleiche Schicksal wie die Bewohner aller anderen deutschen Orte in Böhmen. Sie wurden vertrieben und leben heute über ganz Deutschland verstreut. Vom Dorf selbst ist nur wenig übrig geblieben. Es steht nur noch ein ganz kleiner Teil der Häuser. Die meisten Häuser wurden dem Erdboden gleichgemacht.

Oberreuth

Die mit 675 Metern höchstgelegene und 426 ha große Gemeinde im Ascher Landkreis wurde 1291 als "Oberreute" in einer Pfandurkunde das erste Mal erwähnt. Diese Urkunde liegt in München im bayerischen Staatsarchiv.Dabei wurden einige Höfe von Engelhardt Nothaft auf Wildstein an die Nürnberger Burggrafen verpfändet. Wiederum 80 Jahre später hat die Stadt Eger die Höfe von Hans von Neuberg gekauft. Im Jahre 1534 ging Oberreuth dann endgültig in den Besitz derer von Zedtwitz über.
Mitte des 18. Jahrhunderts wurde in Oberreuth der letzte Bär in der Ascher Umgebung geschossen.
In einer Niederschrift aus dem Jahre 1785 wird für Oberreuth bereits ein k.k. Zollamt erwähnt. Dieses Zollamt war bis 1938 in Betrieb. Im Jahre 1842 wird der Ort wie folgt beschrieben: 450 Einwohner, Grenzzollamt, einige Weber (Hausweber), eine Ziegelhütte und ein Kalksteinbruch mit Brennerei. Später gesellten sich noch einige Geigenbogenmacher hinzu. Bereits fünf Jahre später wurden nur noch 388 Einwohner und 60 Häuser gezählt. 1874 wurde Oberreuth eine selbstständige Orts- und Schulgemeinde.
Das schlimmste und einschneidendste Ereignis traf den Ort im Jahre 1917. Ein geistig verwirrter Bauernsohn hatte das Dorf angezündet. Durch einen heftigen Sturm hatte sich das Feuer rasch ausgebreitet. Der Brandkatastrophe fielen 29 Bauernhöfe zum Opfer. Das Dorf wurde von den fleißigen Bewohnern jedoch wieder vollständig aufgebaut.
Einen anderen Sturm aus dem Osten, dem der Vertreibung und totalen Vernichtung im Jahre 1946, war es dann nicht mehr gewachsen. Es wurde dem Erdboden gleich gemacht.

Wernersreuth

Als erster Ort an der noch jungen Weißen Elster liegt Wernersreuth. Es besteht aus einem Ortskern und 15 umliegenden Ortsteilen. Dies sind: Die "Neuen Häuser", die Zeidelweide, die Wassernot, der Laubbühel, das Unterdorf, der Sand und der Salerberg, dann kommen Klatschhausen, Dotschengasse, die Hut und der Kalkofen, weiter das Kalte Eck, der Lumperhau, die Heidehäuser und Hinterhimmelreich. Wernersreuth wurde erstmals 1392 im Klosteuerbuch zu Eger urkundlich erwähnt. Mit 887 ha Fläche, 223 Häusern und 1132 Einwohnern (laut letzter Volkszählung) gehörte Wernersreuth zu den größeren Gemeinden des Ascher Bezirks. Einst gehörte der Ort zu den Besitzungen der Grafen von Zedtwitz, die hier das "Alte Schloß" besaßen. Früher wurde auf Wernersreuther Grund auch Zinn abgebaut. Der Zinnberg behielt seinen Namen bis zuletzt.

In Wernersreuth gab es etwa 30 Landwirte mit 5 bis 20 ha Grund und etliche Nebenerwerbsbauern, die zum Teil nach Asch zur Arbeit gingen. Sieben davon waren Milchhändler. An Gewerbetreibenden gab es drei Tischler, je einen Schmied und Wagner, außerdem fünf Lohnwirker, einige Hausweber, zwei Bäcker, einen Fleischer,drei Schuhmacher, einen Friseur, einen Maler und Lackierer sowie einen Kohlenhändler. Für das leibliche Wohl sorgten sechs Gemischtwarenhändler und sieben Gasthäuser. Dazu bewegte die junge Elster noch sieben Mühlen. Der überwiegende Teil der Bewohner des Ortes war in der Ascher Textilindustrie oder im Handwerk beschäftigt.

Kulturell war Wernersreuth sehr aktiv. Neben vieler Hausmusik war besonders die Wernersreuther Blaskapelle (Rossbe) weit bekannt. Auch die Gowers-Schrammel war sehr beliebt. Dazu gab es ein reges Vereinsleben. Bis zu 15 Vereine waren eingetragen. Ob Turnverein, Raffball, Gymnastik oder Gesangverein. Es gab selbstverständlich eine Freiwillige Feuerwehr und einen Beerdigungsverein. Wernersreuth hatte im Ortskern an der Hauptstraße ein schönes Schulhaus. Zu erwähnen ist auch noch die "Villa Martha", ein Erholungsheim der Ascher Krankenkasse.

Konfessionell war der überwiegende Teil der Bevölkerung evangelisch, ein kleinerer Anteil war katholisch. Da Wernersreuth kein Gotteshaus besaß, gehörten die Einwohner beider Konfessionen zu den Ascher Kirchengemeinden.

Nach der Vertreibung der Einwohner von Wernersreuth im Jahre 1946 ist der größte Teil des Ortes verfallen und dem Erdboden gleichgemacht worden. So bleibt den Wernersreuthern nur noch die Erinnerung an ein schönes Dorf.

Friedersreuth, Gottmannsgrün, Grün, Haslau/Ottengrün, Himmelreich, Hirschfeld, Krugsreuth, Lindau, Mähring, Nassengrub, Neuberg, Neuenbrand, Niederreuth, Oberreuth, Rommersreuth, Rossbach, Schildern, Schönbach, Steingrün, Steinpöhl / Elfhausen, Thonbrunn, Wernersreuth
Thomas Schott
Copyright: Stiftung Ascher Kulturbesitz

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