DeutschCesky
Home
Gemeinden und Orte im Bezirk Asch

Himmelreich

Himmelreich, 1939 mit 26 Häusern und 143 Einwohnern kleinstes Dorf des Ascher Bezirks, Gemeindegebiet 589 Hektar groß, lag etwa drei Kilometer südlich von Asch an der Landstraße nach Steingrün. Es war eingebettet in den nördlichen Rand des großen "Egerer Waldes", auch "Himmelreicher Wald" genannt. Durch Himmelreich und diesen Wald führte früher die Poststraße Hof-Asch-Eger.
Über die Herkunft seines poetischen Namens kann gerätselt werden. Tatsache ist, dass im Jahre 1540 die Stadt Eger vom Kloster der Klarissinnen das Dorf Rommersreuth mit allen dazugehörigen Waldungen erwarb. J. Dorsch findet bei gezielten Recherchen im Egerer Stadtarchiv, zeitlich bald nach obigem Kauf, erstmalig den Namen "Himmelreich": Am 18. Februar 1569 klagt Hans Wunderlich aus Himmelreich, im Gefängnis des Josef von Reitzenstein liegend, als Untertan dem Egerer Rat seine traurige Lage und bittet um dessen Unterstützung, damit er wieder "geledigt" werde.
Nach diesem Datum erscheint Himmelreich, oft auch "Egrischreuth" genannt, immer wieder in Egerer Urkunden. Viel später, anno 1712, kauft Johann Wunderlich an der Poststraße Waldgrund von der Stadt Eger und errichtet ein Wirtshaus.
So klein das Dörflein war, so munter bezeichnete man es früher mit Namen wie Egrischreuth, Neu Egersreuth, Himmelreich, Katholisch Himmelreich. Vorder-Himmelreich hieß der an der Poststraße gelegene Teil. Die kleine Einschicht östlich davon wurde Wernersreuther-, auch Evangelisch-, Lutherisch- oder Ascher- sowie Hinter-Himmelreich genannt. Sie bestand zuletzt nur noch aus dem "Franzosenhof", dem Gasthaus "Elsterquelle" und dem "Schneidergirch". Beachtenswert ist noch, dass zwischen den beiden Himmelreich einst die Grenze verlief, welche die reichsunmittelbare Herrschaft von Zedtwitz vom Königreich Böhmen trennte.
Aber nicht allein die Herkunft des Dorfnamens gibt Rätsel auf. Bis heute ist auch nicht erklärbar der Name "Franzosenschanze" für Wälle und Gräben, die sich neben der Straße nach Steingrün befinden. Gleiches gilt auch für den Bauernhof "Franzos", der in der Nähe der Schanze liegt.
Im Siebenjährigen Krieg wollten am 8. Mai 1759 österreichische Truppen das Vordringen von preußischen Soldaten nach Böhmen aufhalten. Nach hartem Kampf um ihre Schanze bei Himmelreich und Stellungen in Richtung Neuenbrand, mussten sich die Österreicher entlang der Poststraße verlustreich durch die Wälder zurückziehen. Die Preußen setzten, unter Gefangennahme von ca. 290 Österreichern, bis in die Gegend von Haslau nach, zogen aber am übernächsten Tag über Asch und Selb nach Franken ab. Himmelreich und diese Schlacht gingen als "Affaire bey Himmelreich" in die Geschichte ein.

Bei der Gründung des Ascher Bezirkes 1850 wurde auch Himmelreich mit 11 Häusern und 104 Einwohnern als Gemeinde eingegliedert. Sie konnte bald danach eine Schule, ein Armenhaus, zwei Wirtshäuser, zwei Forsthäuser, sechs Landwirtschaften, ein Bahnwärterhaus und eine schmucke Kapelle vorzeigen. Für das in seiner Mehrheit katholische Vorder-Himmelreich hatte der Himmelreicher Förster Glaser schon 1800 in der Ortsmitte eine kleine Kapelle errichtet, die 1907 durch einen hübschen Neubau ersetzt wurde. Seit vielen Jahrzehnten war an Fronleichnam das Muttergottesbild in der Kapelle Ziel einer Prozession der katholischen Bevölkerung von Steingrün.
Als um 1820 die auf neuer Trasse erbaute Staatstraße Asch - Eger den gesamten Verkehr an sich zog, wurde es um das nun einige hundert Meter abseits auf der Höhe liegende Walddörfchen still und einsam. Nur Feuersbrünste schreckten es aus seiner Ruhe. Am 29. Juni 1884 sanken vier Häuser in Asche und der Brand am 14. April 1933 äscherte zwei Anwesen ein, dabei ein Bauernhof mit Fachwerkgiebel und Glockentürmchen. Für das heimelige Dorfbild von Himmelreich ein herber Verlust.
Die meisten Himmelreicher Männer und Frauen gingen nach Asch in die Fabriken zur Arbeit. Heimarbeit für die Textilindustrie war bei den Frauen gesucht. Ein Ofensetzer hatte seine Werkstatt im Ort. Die landwirtschaftlichen Erträge der Bauern waren wegen des rauen Klimas in der Höhe von rund 700 Meter nicht sehr groß. Viele Häusler hatten noch einige Quadratmeter Land und einige Ziegen im Stall. Lebensmittel gab es im kleinen Gemischtwarenladen des Wirtshauses. Brot boten die beiden Steingrüner Bäcker abwechselnd täglich an und Milch brachte ein Milchmann aus Nassengrub.

Das Vereinsleben in Himmelreich war nicht so rege. Neben der Freiwilligen Feuerwehr waren noch der Katholische Frauenverein mit seinem Kaffeekränzchen und der Deutsche Kulturverband aktiv. Viele Himmelreicher waren im Turnverein und anderen Vereinen des Nachbardorfes Nassengrub aktiv.
Die Schule war einklassig, d.h. die Schulkinder von der ersten bis zur achten Klasse wurden gemeinsam im einzigen Klassenraum unterrichtet.
Seit 1907 konnten die Himmelreicher ihre Toten auf dem neuen Nassengruber Gottesacker beerdigen. Vorher mussten sie nach Asch gebracht werden.
Noch ein zweites Mal kamen Krieg und Kriegslärm nach Himmelreich. Am 16. April 1945 explodierten auf der Staatsstraße beim "Reinel Förster" mehrere mit Munition beladene Kraftfahrzeuge der deutschen Wehrmacht nach Tieffliegerangriffen. Das Forsthaus und seine Umgebung wurden stark beschädigt. Dieser schöne Erdenfleck wurde vom Volksmund "Stefanie-Ruh" genannt, denn auf diesem idyllischen Plätzchen hatte die unglückliche Gemahlin des österreichischen Kronprinzen Rudolf manchmal geweilt, der anno 1881 mit seiner Geliebten Mary Vetsera freiwillig aus dem Leben schied.
Heute ist aus Himmelreich "Nebesa" (wörtliche tschechische Übersetzung des deutschen Namens) geworden. Die Idylle gibt es nicht mehr, die darin aufgewachsenen Menschen wurden vertrieben. In den vergangenen fünf Jahrzehnten ging mehr verloren als nur ein Fachwerkgiebel mit Glockentürmchen. Um die Kapelle, 1987 renoviert, scharen sich nur noch wenige Häuser und die Muttergottes wartet vergeblich auf Prozessionen. Hinter-Himmelreich hat die Natur zurückerobert. Der Wald fremd und unpassierbar geworden, bedroht Häuser und Fluren. Nur das Wirtshaus mit seinem großen Saal, nun "Parkhotel" genannt, ist noch für die Menschen da, auch für die wenigen, die noch eine Reise in die Erinnerung, in die Vergangenheit machen.

Nassengrub

Die erste Erwähnung des Dorfes Nassengrub findet sich in einer Verkaufsurkunde vom 15. Juni 1413 zwischen den letzten Neippergern und dem aufstrebenden Zedtwitz-Geschlecht. Im Egerer Klosteuerbuch von 1395 ist Nassengrub nicht mit erwähnt. Der Name Nassengrub ist zurückzuführen auf "Nasse Grube", bedingt durch die vielen Gruben, Teiche, Sandgruben, Steinbrüche und Lehmlager.

Vor Kriegs- und anderen schweren Zeiten blieb der Ort nicht verschont, schon durch seine Lage an der Heerstraße Asch - Eger. Besonders im Siebenjährigen Krieg, wohl im Zusammenhang mit dem Scharmützel bei Himmelreich, wurde das Dorf furchtbar heimgesucht und wäre beinahe ausgestorben. Kaiser Joseph II. hatte verboten, die Toten in Särgen zu beerdigen. So geschah es auch mit den Toten eines Kriegslazaretts in Nassengrub, die man in einem Massengrab beerdigt hatte. Im darauffolgenden Frühjahr, als das Erdreich auftaute, breitete sich ein fürchterlicher Gestank aus und eine dadurch entstehende Seuche raffte fast die gesamte Einwohnerschaft dahin.

Zur theresianischen Zeit gab es vermutlich bereits eine so genannte Winterschule. Die Lehrer waren meist Bauhandwerker, die in den Sommermonaten ihren Berufen nachgingen. Ca. 1900 erfolgte dann der Bau einer vierklassigen Volksschule, die vorwiegend von der alten Lehrergeneration Ermel, Jauernig, Putz, Voit, Schwarz, Gerstner, Maier u.a. geprägt war.

Etwa zur gleichen Zeit wurde auch der Friedhof angelegt. In der Mitte des 19. Jahrhunderts zog die aufstrebende Ascher Industrie immer mehr Arbeitskräfte aus dem Egerland an, die zumeist katholisch waren. So kam es 1909 zur Gründung eines katholischen Kirchenbauvereins. Das Gotteshaus, erstellt nach den Plänen des Warnsdorfer Stadtbaumeisters Anton Koller, wurde im Jahre 1912 eingeweiht. Neben dem Kirchenbauverein war der katholische Frauenverein Nassengrub Träger für viele Gemeindearbeiten. Die evangelische Filialkirche entwickelte sich aus dem von Emil Singer im Jahre 1908 angeregten Kirchenbauverein. Zunächst wurde 1911 eine Predigtstation eingerichtet. An jeden Sonntagnachmittag versammelten sich die Protestanten von Nassengrub, Neuenbrand und Himmelreich im Saale des Gasthauses "Goldner Löwe" (Hupfauf, Ludwig) zum Gottesdienst. Am 14. 7. 1912 kam es im Beisein zahlreicher Gäste zur Grundsteinlegung der Kaiser-Franz-Joseph-Jubiläumskirche.

Den Bau führte der Ascher Baumeister Ernst Hausner nach Plänen des Berliner Architekten Otto Bartning aus. Die Weihe wurde am 29. 11. 1914 vollzogen. Der Altar war eine Stiftung von Karoline Neidel aus Pittsburg, einer ehemals ausgewanderten Einwohnerin von Nassengrub. Die Installierung einer Orgel erfolgte nach dem Ersten Weltkrieg, die Ausstattung mit einer elektrischen Turmuhr im Jahre 1937. Für die Betreuung der Kirchengemeinde war jeweils der erste Pfarrer von Asch zuständig. Zur letzten kirchlichen Amtshandlung kam es im Oktober 1946 für den vor der Kirche verstorbenen Kirchenvorstand Emil Singer. Die meisten Einwohner waren zu diesen Zeitpunkt bereits vertrieben worden. Nassengrub wurde erst spät eine selbstständige politische Gemeinde. Bis zum Jahr 1874 war es mit Wernersreuth zu einem Gemeindeverband zusammengeschlossen. Die Einwohnerzahl lag in den 1930er Jahren knapp über 1800. Da war das kleinbäuerliche Element des Dorfes längst verdrängt durch die entstandenen Industriebetriebe im angrenzenden Ascher Stadtteil Forst. Da waren die Webwarenfabrik Albert Kirchhoff Nachf. (Lindemann), der Vogel-Verlag mit seinem Werbespruch am Verlagsgebäude "Der Automarkt - der Maschinemarkt". Außerdem das Elektrizitätswerk, ein Betrieb der Westböhmischen Elektrizitätswerke WEW. Das Werk wurde 1945 abgerissen. Dann die Ziegelfabrik Klaus mit der dazugehörigen Lehmgrube. Damals wurde der Lehm noch mit Pickel und Schaufel abgetragen. Es gab auch einen Korkerzeuger, einen kleinen Betrieb zur Herstellung von Feueranzündern, einige Tischler, einige Bäcker und Lebensmittelgeschäfte.

In Nassengrub entwickelte sich mit der Zeit ein reges Vereinleben. Es gab den starken deutschvölkischen Turnverein, die Freiwillige Feuerwehr, den Veteranenverein, zwei Kirchenbauvereine, den Schulverein, einen Kleintierzuchtverein, einen Hausbesitzerverein, einen Gesangverein und den Bund der Landjugend. Gleich nach der politischen Wende im Jahre 1990 begannen ehemalige Einwohner von Nassengrub, Neuenbrand und Himmelreich mit der Renovierung ihres alten Friedhofes, der nur noch eine fast undurchdringliche Wildnis war. Nun sind die noch vorhandenen Gräber wieder in Ordnung gebracht. Sofort nach diesen Restaurierungsarbeiten begannen dieselben Leute mit der Instandsetzung der kurz vor dem Verfall stehenden evangelischen Kirche. Es waren dazu enorme körperliche und finanzielle Anstrengungen nötig, um das Gotteshaus wieder zu dem zu machen, was es einst war. Zur Zeit ist man auch von deutscher Seite bestrebt, die katholische Kirche als Kulturdenkmal vor dem Verfall zu retten.

Neuenbrand

Bevor in einer waldreichen Gegend eine neue Siedlung entstehen konnte, musste erst der Wald abgebrannt werden. Von dieser Art der früheren Flurbereinigung leitet sich auch der Ortsname "Der neue Brand" ab. Die erste urkundliche Nennung Neuenbrands fällt in die Zeit zwischen 1569 und 1609. Bei der herrschaftlichen Zugehörigkeit nahm der Ort von Anfang an eine Sonderstellung ein. Evangelisch besiedelt, war Neuenbrand nach Asch eingepfarrt. Jedoch nur zwei Einschichten gehörten zum Gerichtsgebiet, der Hauptteil war der Herrschaft in Liebenstein untertänig. 1849 wurde Neuenbrand an das Zedtwitzsche Ascher Gebiet angegliedert. Mit der Bildung des Ascher Bezirkes 1850 gehörte der Ort diesem zur Gänze an. Zu dieser Zeit hatte das Dorf 179 Einwohner, die in 24 Häusern wohnten. Bis 1888 wurde es innerhalb des Ascher Bezirkes gemeinsam mit dem recht weit entfernten Rommersreuth verwaltet. Ab diesen Zeitpunkt war es selbstständige Gemeinde. Zwischen 1850 und 1914 schwankte die Einwohnerzahl zwischen 200 und 280. 1921 war sie kriegsbedingt auf 213 gesunken. 1939 erreichte sie ihren Höchststand von 412 Einwohnern. Davon waren 211 katholisch und 177 evangelisch. Neben zehn Landwirten waren die meisten Bewohner von Neuenbrand in der Ascher Industrie oder in der Forstwirtschaft beschäftigt. Einige waren als Steinmetze in einem Granitsteinbruch am Schüsselstein tätig.

Das 660 Hektar große Gemeindegebiet war zu fast fünf Sechsteln (534 Hektar) von Wald bedeckt. Es reichte im Süden bis an die Lindauer Flur. Im Norden grenzte Neuenbrand durch die Staatsstraße, die nach Eger führte, an Asch. Teilweise bildete diese Straße auch die Abgrenzung gegen die Nachbargemeinde Nassengrub. Das 1916 bis 1918 erbaute Albert-Kirchhoff-Fürsorgeheim und knapp dahinter am Himmelreicher Waldrand das 1926 entstandene Kinder-Erholungsheim waren die beiden größten und bekanntesten Baulichkeiten auf Neuenbrander Gebiet. Seit 1880 besaß Neuenbrand ein eigenes Schulhaus. Die Schule war zwar nur einklassig, aber ein Teil der Schüler besuchte ab dem 6. Schuljahr die Bürgerschule in der nahen Kreisstadt Asch. Durch die Ortschaft schlängelte sich ein kleiner Bach, der auch einige hundert Meter die Grenze zu Bayern bildete. Bei Mühlbach floss er in die Selb und mit ihr in die Eger. Einen anderen Weg zur Eger fand der ebenfalls auf Neuenbrander Flur entspringende Forellenbach, der dabei zweimal seinen Namen wechselte und als Seebach und Schladabach die landschaftliche Schönheit förderte. Nach der Vertreibung der Bewohner von Neuenbrand 1946 wurden fast alle Häuser des Ortes abgerissen und auch der Name Neuenbrand gelöscht. In der Erinnerung seiner einstigen Bewohner lebt der Ort jedoch weiter fort.

Friedersreuth, Gottmannsgrün, Grün, Haslau/Ottengrün, Himmelreich, Hirschfeld, Krugsreuth, Lindau, Mähring, Nassengrub, Neuberg, Neuenbrand, Niederreuth, Oberreuth, Rommersreuth, Rossbach, Schildern, Schönbach, Steingrün, Steinpöhl / Elfhausen, Thonbrunn, Wernersreuth
Thomas Schott
Copyright: Stiftung Ascher Kulturbesitz

zum Seitenanfang