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Gemeinden und Orte im Bezirk Asch

Friedersreuth

Die erste Ortsgründung von "Fridreichsreut" dürfte Ende des 12. bis Anfang des 13. Jahrhunderts gewesen sein, wurde dann aber bald wieder Wüstung. Im Jahre 1413 wurde der Ort erstmals urkundlich erwähnt. Das war bei der Übernahme durch Heinrich von Zedtwitz von den Herren von Neuberg. Friedersreuth gehörte zur Roßbacher Kirche bzw. zu deren Mutterkirche Regnitzlosau in Bayern. Die Mundart der Bewohner ist verwandt mit dem Altbayerischen aus der nahen Oberpfalz. In Friedersreuth wurde hauptsächlich Ackerbau und später auch Baumwoll- und Leinenweberei betrieben. Der Ort hatte ein Ausmaß von 751 ha. Davon entfielen 445 ha auf Felder und Wiesen, 292 ha waren Wald und 11 ha Wege und ungenütztes Land. Friedersreuth bestand aus den Ortsteilen: Oberdorf als ältestem Ortsteil, Unterdorf, Hühnergatzen, Herrenspitz, Buschgattern, Neustallung (früher Hermannsreuth), sowie Ober- und Unterneubau. Die seit 1904 selbstständige Gemeinde hatte bei der letzten Volkszählung im Jahre 1939: 180 Anwesen mit 875 Einwohnern. Davon waren 82,8 % evangelisch, 9,5 % katholisch und 7,7 % Sonstige. Es gab zu diesem Zeitpunkt zwei Webereien, drei Schuhmacher, je einen Schneider, Friseur, Tischler und Schmied, zwei Getreidemühlen, vier Lebensmittel- und Gemischtwarenläden, sechs Gasthäuser, zwei Milchhändler, einen Textilwarenladen, einen Fahrradhändler, ein Baugeschäft, drei Tabaktrafiken und 28 Bauernhöfe. Anno 1872 wurde der erste Verein, die "Bruderliebe" (ein Leichenverein) gegründet, später der Geselligkeitsverein "Einigkeit", der Veteranenverein, die Freiwillige Feuerwehr, der Musik- und Gesangverein, der Geselligkeitsverein "Frohsinn", ein Obstbauverein, der Arbeiter-, Turn- und Gesangverein sowie der Deutsche Turnverein Friedersreuth. Nach vorausgegangener Wanderschule erfolgte am 24.9.1893 die Einweihung des ersten Schulhauses. Seit 1904 war diese Schule dreiklassig. Für die 53 Gefallenen des Ersten Weltkrieges errichtete die Gemeinde ein Denkmal, das am 14.9.1929 eingeweiht wurde. Vom Zweiten Weltkrieg kehrten 60 Söhne der Gemeinde nicht mehr in die Heimat zurück. Ab dem 2.3.1946 erfolgte die Vertreibung der Einwohner durch die Tschechen. Zusammen mit weiteren Landsleuten aus dem Ascher Landkreis wurden diese in die damaligen westlichen bzw. russischen Zonen der heutigen BRD abgeschoben. Vom Dorfkern selbst steht heute kein Haus mehr. Lediglich in den ehemaligen Ortsteilen nahe der "Neuenteicher Spinnerei" sind noch einige Gebäude geblieben.

Gottmannsgrün

Die erste Gründung von Obergottmannsgrün als Waldhufendorf fällt in das 12. bis 13. Jahrhundert. Mitte des 14. Jahrhunderts war es bereits wieder Wüstung. Die endgültige Neubesiedlung fällt in die Anfänge des 15. Jahrhunderts. Dasselbe gilt für die Streusiedlung Untergottmannsgrün. Der Ortsteil Kaiserhammer, direkt an der Grenze im Dreiländereck gelegen, wurde etwa zur gleichen Zeit gegründet. Er gehörte kirchlich bis 1937 zu Regnitzlosau in Bayern. Die Gründung der jüngsten Siedlung "Ziegenrock" fällt in das 19./20. Jahrhundert. Im Westteil des Kirchspiels Rossbach gelegen, hatte Ober- und Untergottmannsgrün früher einen eigenen Dorfrichter. 1850 erhielt der Ort dann eine eigene Gemeindeverwaltung. Die letzten Daten von Gottmannsgrün aus dem Jahre 1939 weisen 721 ha Bodenfläche, davon 31 ha Wald, sowie 166 Häuser mit 764 Einwohnern auf. Im Laufe der Entwicklung der Ortschaft mischte sich unter die anfangs rein bäuerliche Bevölkerung Handwerk und Gewerbe. So zählte Gottmannsgrün zuletzt einen Schmied, vier Tischler, zwei Schuhmacher, einen Metzger, vier Lebensmittelhändler, einen Milchhändler, zwei Schneider, eine Gärtnerei, eine Erdbeerplantage und neun Gasthäuser. Diese profitierten viel von den Ausflüglern zum Dreiländereck. Das Wasser des Zinnbaches trieb die Ziegen- und die Mahlmühle sowie die drei Mühlen im Kaiserhammer an. In der Mühle des Hubert Jakob wurde früher außer dem Mahlgang eine Farbholzraspel betrieben. Damit wurden tropische Hölzer zur Herstellung von Textilfarben verarbeitet. Bevor man die Dächer der Häuser mit Schiefer deckte, hatte eine angeschlossene Schindelsäge lange Zeit ihre Existenzberechtigung. Die Getreidemühle war bis zur Vertreibung der deutschen Bevölkerung durch die Tschechen im Jahre 1946 in Betrieb. In der so genannten Oberen Mühle stellte ein findiger Roßbacher Gewerbetreibender mittels der Wasserkraft leonische Gespinste her. Im Jahre 1845 gründete Georg Hendel in Ziegenrock eine Färberei, in der bis zu 24 Färbergesellen Arbeit fanden. Um 1850 wurde dort der erste Dampfkessel angeschafft, dem bald ein zweiter, größerer folgte. Damit war dieser Betrieb die erste Dampffärberei im Ascher Bezirk. Die Kohle für die Kesselanlage musste vom Bahnhof Elster-Mühlhausen mit Pferdefuhrwerken angefahren werden.
Erst etwa 40 Jahre später, nach dem Bau der Eisenbahnstrecke Asch-Rossbach, verminderte sich dieser lange Transportweg beträchtlich. Die erste Schule, eine so genannte Wanderschule, wird anno 1783 mit 41 Kindern erwähnt. Unter dem sehr rührigen Bürgermeister Andreas Hundhammer wurde 1860 ein dreiklassiges Schulhaus mit Lehrerwohnung errichtet und 1936 ein Turm mit Uhr und Glocke aufgesetzt. Die Bronzeglocke musste im Zweiten Weltkrieg abgenommen werden. An der Ostseite des Schulhauses erinnert noch heute ein Gedenkstein an die Gefallenen des Krieges von 1866. Von den Toten des Ersten Weltkrieges zeugt das ebenfalls bis in die Gegenwart erhaltene Kriegerdenkmal von 1927. Die 47 Opfer des Zweiten Weltkrieges fanden später im Roßbacher Heimatbuch Erwähnung. Der letzte Bürgermeister von Gottmannsgrün, Richard Stöß, war über 23 Jahre im Amt. Durch seine Initiative kam es zum Ankauf eines Grundstückes für einen gemeindeeigenen Friedhof. Die Einrichtung der Buslinie Rossbach-Gottmannsgrün war ebenfalls sein Verdienst. Gottmannsgrün verzeichnete ein reges Vereinsleben mit zwei Feuerwehren, einem Veteranenverein, dem Arbeiter-Gesangverein "Einigkeit", einem völkischen und einem Arbeiterturnverein, drei Geselligkeitsvereinen, einem Leichen- und einem Sparverein. Eine Ortsgruppe des deutschen Kulturverbandes bestand von 1920 bis 1938. Die Gemeinde Gottmannsgrün besteht nicht mehr. Sie wurde dem Erdboden gleichgemacht. Die Ortschaft ist wieder Wüstung geworden und die Natur erobert den vor Jahrhunderten gerodeten Boden wieder zurück.

Thonbrunn

Nördlich von Asch, zwischen Bayern und Sachsen, lag die Gemeinde Thonbrunn. Sie bestand aus dem Ortskern (Dorf), der Juchhe, der Glitschen und der Neustadt. Thonbrunn zählte mit zu den ältesten Ansiedlungen im Ascher Ländchen. Im Osten grenzte es an die Stadtgrenze von Bad Elster in Sachsen. Seine südliche Nachbargemeinde war Neuberg. Die Grenze gegen Friedersreuth im Westen ist wohl erst sehr spät gezogen worden. Im Norden war die Gemeindegrenze weit gegen Rossbach vorgeschoben, dort lag sie am Waldrevier Längenau.
Das Gemeindegebiet umfasste 1939: 569 ha Bodenfläche, davon waren 313 ha Wald. Es gab 153 Anwesen mit insgesamt 818 Einwohnern. Die Höhenmarken wiesen zwischen Hungersberg (690 m) und der Gemeindegrenze beim Bahnelteich (587 m) einen Unterschied von rund 100 Metern auf. Die Dorfmitte lag 636 m hoch. Der "Neue Teich" war mit 3,42 ha die zweitgrößte Wasserfläche des Ascher Bezirks. Der Teich hatte an der Straße eine Tiefe von 9 Metern.

Im 13/14. Jahrhundert entstand die älteste Dorfanlage. Der Turmhügel, auch Ringwallinsel genannt (später "Fickersinsel"), ist laut den Heimatforschern Arno Ritter und Enst Wilfling eine Wehranlage aus der Karolingischen Zeit (8./9. Jahrhundert). Anfang des 15. Jh. war sie wieder Wüstung und wurde im gleichen Jahrhundert neu besiedelt. Ab 1850 teilte man sie als Kastralgemeinde dem Nachbarort Neuberg zu, 1903 bekam sie dann eine eigene Gemeindeverwaltung. Kirchlich gehörte Thonbrunn früher zu Asch und später, bis zum Jahr der Vertreibung 1946, zu Neuberg. Die Thonbrunner Bauern konnten nur durch intensivste Bodenbearbeitung die Existenz ihrer relativ kleinen Höfe sichern. Vor dem Ersten Weltkrieg gab es im Ort noch eine beachtliche Bienenzucht, auch der Obstbau wurdegepflegt. Dazu kamen viele Hausweber und ab 1833, durch den Bau der Neuenteicher Spinnerei, eine größere Anzahl von Fabrikarbeitern.

Im Jahre 1866 erhielt Thonbrunn sein erstes Schulhaus, in dem damals so genannte Wanderlehrer unterrichteten. Nach dem österreichischen Schulgesetz von 1868 wurden die Kinder erstmals von einem ausgebildeten Lehrer unterrichtet. Die bekanntesten Lehrkräfte waren die Oberlehrer Ernst Zipser und Max Beilschmidt. 1944 besuchten 135 Kinder die Schule. Als die Asch-Roßbacher Eisenbahn 1885 dem Verkehr übergeben wurde, erhielten auch Thonbrunn und Friedersreuth eine Haltestelle direkt am Neuen Teich. Im Ort gab es vier Gasthäuser, die mit zu einem regen Vereinsleben beitrugen. Da war der Arbeiter-, Turn- und Gesangverein, ein Kleintierzucht- und ein Obstbauverein und dazu noch drei Geselligkeitsvereine. 1894 wurde dann die Freiwillige Feuerwehr gegründet. Thonbrunn in seiner alten Form besteht nicht mehr. Nur ein Bruchteil der Anwesen ist noch vorhanden, alle anderen wurden nach der Vertreibung der deutschen Bevölkerung unter dem kommunistischen Regime der Tschechoslowakei dem Erdboden gleich gemacht. Die aufgezeigte Geschichte von Thonbrunn soll den weithin verstreuten ehemaligen Bewohnern und deren Nachkommen eine letzte Erinnerung an die einst so lebensfrohe, pulsierende Arbeiter- und Bauerngemeinde sein.

Friedersreuth, Gottmannsgrün, Grün, Haslau/Ottengrün, Himmelreich, Hirschfeld, Krugsreuth, Lindau, Mähring, Nassengrub, Neuberg, Neuenbrand, Niederreuth, Oberreuth, Rommersreuth, Rossbach, Schildern, Schönbach, Steingrün, Steinpöhl / Elfhausen, Thonbrunn, Wernersreuth
Thomas Schott
Copyright: Stiftung Ascher Kulturbesitz

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