Die Herren von Zedtwitz
Der Widerspenstigen Zähmung
Wir befinden uns im 18. Jahrhundert. Ganz Böhmen ist dem österreichischen Kaiserreich untertan. Ganz Böhmen? Nein, ein von unbeugsamen Lehnsherrn regiertes Ländchen weigert sich, Kaiserin Maria Theresia in Wien gehorsam zu sein. An Asterix und Obelix erinnert der Streit der
Herren von Zedtwitz um die Reichshoheit des Ascher Landes. 400 Jahre lang haben sie sich reichsfrei genannt. Mit der böhmischen Krone sind sie nur und direkt durch ein Lehensband verbunden, eine freiwillige Verpflichtung, die ihnen viele Privilegien beschert.
Die Herren von Zedtwitz sind von Steuern und Abgaben entbunden und besitzen das
Recht freier Religionsausübung. Ihre Privilegien werden 1331 besiegelt, 1422 noch einmal bekräftigt. Bei der Gegenreformation bleibt das Ascher Land im Gegensatz zum katholischen Egerland evangelisch. 1735 aber wird eine kaiserliche Order zur Eintreibung von Kriegssteuern zum Anlass, die Sonderstellung des Ascher Gebietes in Frage zu stellen. Daraus entbrennt ein fast 40-jähriger Rechtsstreit.
Zunächst vertrauen die Herren von Zedtwitz auf ihre eigene Argumentation. Beschwerde um Beschwerde legen sie bei Kaiser Karl VI. in Wien ein – ohne Erfolg. So holen sie sich Beistand bei bekannten Juristen ihrer Zeit.

Doch auch die Gegenseite setzt Rechtsgelehrte ein. Die
Streitschriften wachsen sich zu dicken Wälzern aus. Während die Zedtwitz auf ihre verbrieften Rechte verweisen, zieht der kaiserliche Hof in Wien als Hauptargument die Verpfändung des Egerlands 1322 heran, dem auch Asch einverleibt sei. Unterbrochen wird der Schlagabtausch durch mehrere Kriege und den Tod
Karls VI.
Seine Tochter und Nachfolgerin Maria Theresia nimmt den Fehdehandschuh wieder auf. Die katholische Regentin von Österreich und Königin von Böhmen lässt sich nicht einmal von dem berühmten Staatsrechtler Professor
Johann Stephan Pütter beeindrucken, der das Recht eindeutig auf Seiten der Zedtwitz sieht. Und sie demonstriert ihre Macht. Militärische Präsenz auf den Zedtwitzschen Gütern, finanzielle Ausblutung und Rechtebeschneidung zwingen den widerspenstigen Gegner langsam, aber sicher in die Knie. 1775 müssen sich die Herren von Zedtwitz dem kaiserlichen Hof unterwerfen, sie sind nun deren Landsassen. Einzig Karl Anton Philipp von Zedtwitz auf Schloss Sorg weigert sich. Als Ausgleich gibt es eine Reihe von Vergünstigungen, dargelegt in den
Temperamentspunkten. Bis 1865 bleibt zudem die
Steuerfreiheit im Ascher Land erhalten.
Im Archiv finden Sie dazu folgendes Material:
Exponat Nr. 2583: Zedtwitz: Nothgedrungenste und wehmüthigste Beschwerung…“
Exponat Nr. 2583: Zedtwitz: Nothgedrungenste und wehmüthigste Beschwerung…“
Exponat Nr. 2583: Zedtwitz: Nothgedrungenste und wehmüthigste Beschwerung…“
Exponat Nr. 1226: Unger: Vorurkundliche Geschichte/Temperamentspunkte
(Scan, 535KB)
Exponat Nr. 799: Zedtwitz: Einige Regesten über die Herren von Neuberg
Exponat Nr. 840: Pfortner: Die Grafen Zedtwitz im Ascher Land
Exponat Nr. 8362: Urkunden und Dokumente der Herren von Zedtwitz
Exponat Nr. 9005: Gradl: Regesten derer von Zedtwitz
Exponat Nr. 734: Klier: Die gefälschte Urkunde Friedrichs II.
Exponat Nr. 1501: Tins: Die eigenwillige Historie des Ascher Ländchens
Exponat Nr. 1507/1508/1509/1510: Alberti: Beiträge, Bd1, Bd 2 S. 102, Bd 3 S. 37 bis 65; Bd 4 S. 218
Exponat Nr. 1067: Haimerl: Die sogenannten Ascher Temparamentspunkte
Exponat Nr. 786: Löffler: Das Ascher Ländchen
Exponat Nr. 5047: Klier: Die staatsrechtlichen Beziehungen des Ascher Gebietes zur Krone Böhmen
Ausgewählte Bestände