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Wirtschaft und Gewerbe in Asch

J. C. Klaubert & Söhne

Die Inhaber der Firma Adler und Klaubert trennten sich im Jahre 1863. Sie bildeten zwei neue Firmen: "Gebrüder Adler" und "J.C. Klaubert und Söhne".

Der Gründer hieß Johann Christian Klaubert. 1818 in Asch geboren, also knapp 45-jährig, startete er das neue Unternehmen. Sein Vater hieß Karl Friedrich Traugott, geboren 19.6.1788 in Bergen bei Plauen im Vogtland. Dessen Vorfahren können lückenlos bis ins Jahr 1557 nach Volkach/Unterfranken zurückverfolgt werden. Erstmals erscheint am 2.5.1810 bei Traugott Klaubert die Berufsbezeichnung "Webmeister" bei der Eheschließung. Dessen Sohn Eduard Moritz führte die Fabrik bis 1915 erfolgreich weiter.

Am 17. Januar 1915 meldeten Trauerfahnen vom Rathaus und Sparkassengebäude den Tod des Webwarenfabrikanten, Ritters des Franz Josef-Ordens und Handelskammerrates. Er war viele Jahre Mitglied der Gemeinde und Bezirksvertretung, des Presbyteriums, Obmann des Vereins der Ascher Industriellen, des geselligen Vereins. Besondere Fürsorge widmete er der Ausgestaltung des Krankenhauses, den Anlagen auf dem Hainberge und der städtischen Musikschule. Seit 1903 Mitglied des Stadtrates, wurde er nach dem Tode des Bürgermeister Schindlers einstimmig zu dessen Nachfolger gewählt. Durch seine Hauptarbeit, der Leitung der Firma I. C. Klaubert und Söhne, konnte er diese ehrenvolle Aufgabe nicht annehmen.

Sein Sohn Wilhelm übernahm das Erbe und die Verantwortung. Sein jüngerer Bruder Alexander Eduard war 1915 am Tage der Bestattung 19-jährig im Ersten Weltkrieg an der vordersten Italienfront gefallen. Wilhelm verstarb leider ebenfalls mit nur 60 Jahren im Jahre 1941. Dessen beide erwachsene und vollausgebildete Söhne waren ebenfalls, diesmal im Zweiten Weltkrieg, an der Front; der Jüngere, Erwin, in Afrika. So verblieb alle weitere Arbeit und fachkundige Führung der stattlichen Fabrik bei Alexander Klaubert in Verantwortung. Schließlich musste er die Enteignung der von Generationen aufgebauten Weberei sowie des herrlichen Privatbesitzes erleben. Das 64. Lebensjahr erlebte er in der Fremde nicht.

Die Fa. I.C. Klaubert und Söhne errichtete 1869 eine große mechanische Weberei in der Sackgasse, einer kleinen Straße "am Stein". Die Lage erachtete man als sehr günstig. Die großen Grundstücke in der unmittelbaren Umgebung waren in Familienbesitz, die Ausweitung mit einer Färberei und Appretur bereits 1870 - also noch zu Zeiten des Marktes Asch - war unproblematisch. Pferdeställe und Wohnungen für die Kutscher befanden sich ebenfalls dort. Wozu Pferde?, denkt jetzt wohl manch jugendlicher Leser. War das Hobbyreiten damals schon "in"? Weit gefehlt. Die gewebten Stoffe, Schals, Tücher oder herrlich warme Plaids (Reisedecken) kamen in stabilen, im Betrieb selbst gezimmerten Holzkisten zum Versand. Der Schwerpunkt der Produktion waren hochwertige Damenkleiderstoffe, die in den besten Schneidersalons gefragt waren. Wollene Schals wurden in Norwegen und Schweden bevorzugt. Der Balkan, mit Sarajewo, Albanien und Jugoslawien, alle Länder der großen österreichischen Monarchie, Indien, Naher Osten und England waren Käufer. Diese schweren Kisten transportierten je zwei brave, starke Schimmel oder zwei Rappen auf so genannten Pritschenwagen mit flachen großen Böden zum Ascher Bahnhof. Auch sämtliche Braunkohle zum Heizen in Färberei und Appretur brachten diese geduldigen Tiere zurück zum Stein. Lastautos gab es noch lange nicht.

Am Sonntag durften sie dann abwechselnd spazieren laufen. In einer eleganten Kutsche oder im Winter im Schlitten, fuhren sie ihren Chef und Familie nach Bad Elster zum Kaffee. Wohlversorgt mit Hafersack und Wasser warteten sie mit ihrem Herrn, dem Kutscher, im Bierstübchen auf die gemütliche Heimfahrt.

1945 arbeiteten 238 mechanische Webstühle. Im Ascher Bezirk verteilt fanden zudem viele Heimarbeiterfamilien einen Verdienst. Viele Generationen arbeiteten gewissenhaft am weiteren Gedeihen der Firma zum Wohle aller Arbeiter, Angestellten und der bescheidenen Besitzer. 25-jährige und 40-jährige Betriebszugehörigkeit waren keine Seltenheit.
Die Mitarbeiter kamen morgens zu Fuß bei Wind und Wetter in dem rauen Ascher Klima auch aus den Nachbargemeinden pünktlich zur Arbeit. In einer sehr großen Firmenkantine wurde für diese fleißigen Menschen ein warmes Mittagessen gekocht. Ein gelernter Koch und Helfer arbeiteten sauber und korrekt zur Zufriedenheit der Belegschaft. Jeder hatte sein Besteck. Appetitliches weißes rotgerändertes Geschirr wurde täglich verwendet. In der Blütezeit der Firma waren etwa 300 Menschen beschäftigt.

Thomas Schott
Copyright: Stiftung Ascher Kulturbesitz

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